GRAUFELDER INDIEN | | GREYCHARTS INDIA | ||
Ausstellung | ||||
Die dynamisch fortschreitende Urbanisierung im Rahmen des „globalisierten“ Indiens der letzten 20 Jahre führt in dessen Metropolen zu extremen Mechanismen der Stadtentwicklung und Stadtbildung. Es sind enorme Massstabssprünge, die auf Basis der sozialistischen Staatsstruktur durch die Liberalisierung der indischen Marktwirtschaft seit den frühen 90er Jahren ermöglicht wurden. Dadurch entstanden neue Dimensionen neoliberaler Kräfte, okkupativen Urbanismus, sowie funktionalisierter und manipulativer gesellschaftlicher Prozesse des Interessenausgleichs, mit denen Städteplaner heute konfrontiert sind. „Vertical slums“ und „slum resettlements“, enklavische Siedlungen für diversifizierte Bildungsschichten wie „gated communities“, „gated townships“, bishin zu „integrated townships“ sind Indizien dieser Politik. Die enorme territoriale und demografische Entwicklung posturbaner Strukturen überspannt städtischen und privaten Raum und durchzieht rhizomhaft die traditionelle Dialektik von Stadt und Land. In diesen Megastädten katalysieren und akzelerieren sich Stadtbildungsprozesse in einer Geschwindigkeit und Deutlichkeit, wie sie in europäischen Städten der Moderne nur ansatzweise vorhanden sind.
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Die Frage nach neuen Strategien, abseits vom Idealismus idealtypischer Stadtmodelle, ist heute eine dringende Frage. Gesucht werden neue Denkansätze, welche die Manifestierung der Entmischung und Fragmentierung des Stadtraumes der Moderne und Postmoderne durch die Grundsätze des CIAM (Charta von Athen) mit ihren Randerscheinungen weiterdenken. Der Blick auf die Wirkungsketten der Megastädte dieser Welt, die Gleichzeitigkeit Ihrer ambivalenten Stadtgestalt, eröffnet ein grosses Feld von Indizien für das Formulieren von Antworten. Die abgängige Vorstellung der Stadt als kollektive und in sich geschlossene Einheit verschiebt sich in eine zeit- und raumabhängige Erscheinung des Städtischen als ein Netzwerk variierender und multipler Perspektiven: Situativ und performativ zugleich, stets neu zerstörend und neu erschaffend – ein Gefüge, welches sich mit formellen Kriterien weder eingrenzen noch erfassen lässt. Welche Art von Räumen kann in diesem ambivalenten Feld entstehen? Welches sind die ökonomischen, sozialen und politischen Wirkungsketten, welches die Programme, welches die Strategien?
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